Sturm in den Himmel by Scheib Asta
Autor:Scheib, Asta [Scheib, Asta]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Der Narr sprang und lachte, dass sein Schellenkranz schier zersprang. Die Zuschauer freuten sich, vor allem natürlich die Männer, die ihren Frauen eine lange Nase machten. Doch die lieÃen sich den Spaà nicht verderben, zumal der Narr jetzt damit begann, die Selbstgefälligkeit der Männer zu geiÃeln. Sogar die Kinder bekamen ihr Fett ab, weil der Narr sie mahnte, Vater und Mutter zu ehren.
Hans Luther wusste, dass diese volkstümlichen Narreteien ausgesprochen harmlos waren im Gegensatz zu dem, was Narren an den kleinen oder sogar winzigen Höfen zu FüÃen der Herren verbrachen. Manchmal war der Hofnarr klüger als sein Gebieter. Oder aber er war ein Halbidiot wie sein Fürst. Einer war zu höchsten Würden aufgestiegen â der Hofnarr Kaiser Maximilians, Kunz von der Rosen, der zum geheimen Reichskanzler avancierte, weil der Kaiser ihn für auÃerordentlich klug hielt. Kunz von der Rosen soll zu groÃem Vermögen gekommen sein, denn Maximilian dankte ihm groÃzügig für seine Ratschläge.
Auch die Phantasie des Kunz von der Rosen, den Hof zu amüsieren, war grenzenlos. Einmal leistete er sich bei einem Reichstag ein Spektakel, das roh und unbarmherzig war, aber dennoch belacht wurde. Man erzählte diese Geschichte landauf landab, und auch im Haus der Lindemanns war davon berichtet worden. Hier lachte allerdings niemand, und der alte Lindemann tadelte seinen Sohn, dass er dazu beitrage, diese üble Geschichte zu verbreiten.
Es war so gewesen, dass Kunz von der Rosen die Blinden der Stadt versammelte. Jeder von Ihnen bekam einen Prügel in die Hand. Man sagte ihnen, dass auf dem Marktplatz ein lebendiges Schwein an einem Pfahl angebunden sei. Es würde dem gehören, dem es gelänge, das Schwein zu töten.
Die Blinden begannen sofort, um sich zu schlagen. Sie trafen aber nie das Schwein, sondern schlugen sich gegenseitig blutig.
Hans Luther erinnerte sich deutlich daran, wie diese Geschichte ihn angeekelt hatte. Dass es Leute bei Hofe gab, die derart grausam waren, mochte er ungern glauben. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Der Schwager Lindemann war kein Schwätzer. Wenn der eine Geschichte zum Besten gab, stimmte sie auch. Er hatte sie berichtet, um seine Leute aufzuklären über das wahre Gesicht vieler Adliger, die sich in Samt und andere feine Stoffe kleideten, sich mit Gold und teuren Steinen schmückten, um sich vom Volke abzuheben. Die in Wahrheit jedoch dumpfer und brutaler waren als viele der einfachen Leute, die sich damit zufriedengaben, die kleinen Bosheiten eines Narren anzuhören.
Dieser Narr, der jetzt mit bescheidenem, freundlichem Lächeln durch die Reihen ging und seine Narrenkappe aufhielt, dieser Narr war lediglich seinem Beruf nachgekommen, ohne List und Arg. Hans Luther konnte sich sogar vorstellen, dass er die Menschen liebte. Dass es ihm Freude machte, sie zum Lachen zu bringen.
Madlen und Tine wären gern noch geblieben, aber Hans Luther bestand darauf, die Mädchen und Berblin nach Hause zu begleiten. Nur Martin durfte noch bei Hans Reinicke und seinen Schulfreunden bleiben. Er drückte ihm sogar ein paar Münzen in die Hand, damit er ein Bier trinken konnte.
Im nahen Wirtshaus prasselten die Fragen auf Martin herunter.
»Wer ist eigentlich die Madlen?« »Warum versteckst du
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